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Heid & Partner Österreichische Bautechnik Vereinigung
Hygienebestimmungen



Das war 2022:

Erste Ergebnisse aus Projekten mit Allianzverträgen

Die Österreichische Bautechnik Vereinigung und Heid & Partner veranstalteten über den Dächern Wiens ihre dritte Jahrestagung „Partnerschaft mit Baupraxis“. Dabei erhielten die 130 Teilnehmer die Ergebnisse über die ersten fertiggestellten Pilotprojekte in Österreich und Deutschland mit kooperativen Verträgen.




Gleich in der Keynote von Katja Hüske (DB-Netz AG) will die DB mit ihrem Partnerschaftsmodell Schiene bei komplexen Projekten zukünftig das Know-how der Ausführenden früh in ihren Planungsprozess miteinbringen. Damit sollen mehr innovative Lösungen und mehr Stabilität bei der Bauausführung verwirklicht werden. Dies wurde bei der DB nun mit ihrem ersten Partnerschaftsprojekt „Neues DB-Werk Cottbus“, als das modernste Instandhaltungswerk mit einer Investitionssumme von 1 Mrd. EURO verwirklicht. Hubert Rhomberg (Rhomberg), der für die Ausführung der eisenbahntechnischen Ausrüstung vom DB Werk Cottbus verantwortlich ist, versichert, dass mit der Änderung des Mindsets und best of project selbst bei sieben Vertragspartnern eine gute Zusammenarbeit gegeben ist. Durch eine aktive Projektbegleitung ‚nach Maß‘ durch alle Partner gelang auf strategischer und operativer Ebene der Start der Allianz Ende Jänner 2022 und der Baubeginn der Halle bereits im April 2022. Rhomberg „Die Kosten, Termine und Qualitäten bis dato sind bei DB-Cottbus eingehalten. Das Allianzmodell funktioniert, wenn sich alle darauf einlassen.“


Oliver Bratz, der in der PARTNERSCHAFT MIT BAUPRAXIS 2020 über den Start in Deutschland des ersten Allianzprojekts eines öffentlichen Auftraggebers Kattwykbrücke, Hamburg Port Authority, bereits gesprochen hat, brachte bei PARTNERSCHAFT MIT BAUPRAXIS 2022 nach Fertigstellung dieses Allianzprojekts das Schlussresume. Mit einem erarbeiteten „Wir“-Gefühl wurde lösungsorientiert, mit transparenter Kostenverfolgung, gemeinsamer Zielpreisentwicklung und gemeinsamer Risikoidentifizierung gearbeitet. Bratz: „Es darf nicht eine Angst vor Fehlern entstehen, sondern der Fokus muss auf die Lösung gerichtet sein.“



Johann Herdina (TIWAG) brachte nach 40 Jahren Berufserfahrung in seinem Abschiedsvortrag seine Erfahrungen mit dem Allianzvertrag ein. Herdina: „Durch das Umstellen der Baustelle von einem Einheitsvertrag, wo nur gestritten wurde, in einen Allianzvertrag mit Incentive für schnelleres Fertigwerden hat es plötzlich mit denselben handelnden Personen funktioniert. Es sind Strategien zur Streitvermeidung viel wertvoller als vollendete Streitbeilegungsverfahren.“



Das erste Pilotprojekt der ÖBB „Allianzvertrag Rohbaustollen Angath“ präsentierte Peter Köhlbach. Der 2,6 km lange Rohbaustollen mit Spritzbetonaußenschale soll 2023-2025 errichtet werden. Die Endverhandlungen dazu werden Dezember abgeschlossen. Das erste Pilotprojekt der ASFINAG „S31-Talübergänge über die Sieggräben“ wird noch im 4.Quartal 2022 beauftragt werden. Andreas Fromm: „Die Durchführung von Hearings wurde als sehr wertvoll anerkannt und wird bei den nächsten Projekten mit Allianzmodell mit höherer Gewichtung zur Anwendung kommen.“ Neben den ersten Pilotprojekten der Infrastruktursondergesellschaften, hat auch die Vorarlberger Landesregierung erstmals beim Stadttunnel in Feldkirchen mit Kreisverkehrslösung das Allianzmodell mit best for project erstmals angewendet. Auch bei Hochbauprojekten, wie dem errichteten House of Science des FH Campus Wien waren die Erfahrungen mit dem Allianzvertrag so gut, sodass für das House of Health Sciences ebenfalls eine partnerschaftliche Lösung angestrebt wird.


Zur Podiumsdiskussion Partnerschaft und Kulturwandel hat Moderator Thomas Pöll bei Vertretern von Auftraggeberin, Auftragnehmerin und Konsulenten eine Bestandsaufnahme zu Partnerschaft mit Baupraxis gemacht. Hier einige Statements dazu. Jürgen Raschendorfer (PORR): „Wir Älteren müssen uns für den Kulturwandel bei der nächsten Generation öffnen. Wir müssen den Jungen bereits bei der Familienbildung eine Chance geben und nicht nur darüber reden.“ Andreas Fromm (ASFINAG): „Nicht jedes Projekt eignet sich für ein Allianzmodell. Da wäre es auch unklug die Mitarbeiter damit zu überfordern.“ Caroline Palfy (HANDLER): „Wir sind kein attraktiver Arbeitgeber, wenn wir nicht einiges ändern werden. Lean Construction, BIM und Allianzverträge sollten uns dabei helfen, dass die Logistik auf der Baustelle wesentlich verbessert werden kann.“ Reinhold Hödl: „Trotz der Anleitung im ÖBV-Merkblatt „Kooperative Projektabwicklung“ ist dies in den Köpfen aller noch nicht verankert. Die Führung muss den Mitarbeitern das Gefühl für Konsensbereitschaft geben, denn der Kulturwandel beginnt nicht erst auf der Baustelle, sondern bereits vorher in den eigenen Häusern.“



Das war 2021:

PARTNERSCHAFT MIT BAUPRAXIS 2021

Auf großes Interesse stieß die Fortsetzung der Veranstaltungsserie "Partnerschaft mit Baupraxis", die die Österreichische Bautechnik Vereinigung gemeinsam mit der Kanzlei Heid & Partner durchführte.


Musste man in den vergangenen Jahren Allianzvertrags- und Early Contractor Involvement-Projekte noch eher mit der Lupe suchen, gab es heuer schon wesentlich mehr zu berichten und zu diskutieren und auch öffentliche Auftraggeber beginnen sich des Themas immer mehr anzunehmen, wie etwa ein bei der Asfinag in Entwicklung befindlicher Allianzvertrag zeigt, es gab aber auch einige internationale Beispiele aus dem angelsächsischen Raum, aber auch aus Deutschland (Haden Hamburg) und der Schweiz (SBB).


Insgesamt gibt es schon wesentlich mehr "Fleisch" und mehr Erfahrungen, die die Vortragenden und die Zuhörenden sehr intensiv austauschten.







Das war 2020:

Premiere für PARTNERSCHAFT MIT BAUPRAXIS gelungen!




Alle Pilotprojekte mit alternativen Vertragsmodellen aus Österreich und Deutschland, sowohl in Infrastruktur als auch Hochbau, wurden von Auftraggebern, Auftragnehmern, Planern und Vertragsverfassern in nur einem Tag vorgestellt. Somit konnte sich der Teilnehmer ein Bild über Allianzvertrag „Infrastruktur“, Allianzvertrag „light“ und Allianzvertrag „Hochbau“ sowie Integrated Project Delivery machen.


Nach jahrelanger theoretischer Auseinandersetzung mit diesem Themenkreis, ist Anfang 2017 mit der Umsetzung des ersten Allianzvertrages im deutschsprachigen Raum beim Gemeinschaftskraftwerk Inn der Startschuss für die praktische Umsetzung gefallen. Wolfgang Lehner, STRABAG stellte dazu fest „Die Interessensbündelung von Kunde und Bieter muss eine zentrale Vorgabe sein.“


Aufgrund der guten Ergebnisse zum ersten Projekt hat sich die TIWAG Mitte 2018 dazu entschlossen, auch das über EUR 400 Mio schwere Großprojekt Speicherkraftwerk Kühtai mit dem Allianzmodell umzusetzen. Clemens Niedermayr, TIWAG: „Die Abfrage von Soft Skills bei Bietergemeinschaften und derem Schlüsselpersonal ist gut angekommen. Jedoch gibt es Verbesserungspotential bei der Umrechnung der Soft Skills in das Punktesystem.“


2019 wurde für das Kraftwerk Wiesberg der erste Allianzvertrag „light“ abgeschlossen. Wolfgang Holzer, BERNARD: „Ein Anreiz für die gemeinsame Optimierung durch Bonus-Malus-System gilt für die gemeinsame Risikosphäre für dafür geeignete Teile des Projekts.“


Ein Allianzvertrag für Hochbauprojekte befindet sich bei der FH Campus Wien – einem öffentlichen Auftraggeber gemäß BVergG 2018 – für das House of Science and Engineering gerade in der Phase der Ausschreibung. Doris Link, ECC: „Je besser die Kooperation zwischen AG und AN, desto wahrscheinlicher ist der Projekterfolg. Dann kann nur mehr herauskommen lose-lose oder win-win.“


Auch die Erfahrungen mit Pilotprojekten in Deutschland, wie z.B. mit dem Kongresshotel Hafencity Hamburg werden aus erster Hand von Markus Lentzler, ECE, präsentiert: „Die Erfahrung bei unserem Pilotprojekt „Kongresshotel Hafen City Hamburg“ sind durchwegs sehr positiv. Die Führung wird durch eine starke Selbstregulierung der Projektbeteiligten deutlich optimiert. Kreativität ermöglicht „Denken in Alternativen und über den eigenen Wirkungsbereich“ hinaus. Das schafft neue Horizonte und Möglichkeiten.““


Auch wurde ein Zwischenstand der Arbeiten zum ÖBV-Merkblatt-„Alternative Vertragsmodelle“, das spätestens im Frühjahr als Gründruck veröffentlicht wird, vom AK-Leiter Andreas Fromm, ASFINAG vorgestellt. Auch in Deutschland hat sich eine Expertengruppe auf der Plattform IPA für partnerschaftsfreundliche Verträge gebildet. Markus Lentzler, IPA:“ Die Kultur des gemeinsamen Planens und Bauens wird ein neues Kapitel aufschlagen können und müssen. Aus meinen Gesprächen sowohl mit Auftraggebern als auch der Auftragnehmern ist die Zeit für kollaborative Modelle reif.“


Im Finale der PARTNERSCHAFT MIT BAUPRAXIS diskutierten Vertreter von Bauherrn, Ausführenden und Planern der ersten Führungsebene über die Chancen von Projekten mit Partnerschaftsverträgen.


Peter Krammer, STRABAG: „Unser letztes partnerschaftlich gelöstes Projekt in Deutschland war das hochkomplexe Projekt Springer Campus mit großen Anforderungen des Kunden, welches in der Zeit und im Budget fertiggestellt werden konnte“. Karl Weidlinger, SWIETELSKY: „Ein von AG und AN gelebtes Allianzmodell mit gleich gesteckten Zielen, wie Kühtai, kann Zusammenschweißen und Basis für einen Folgeauftrag sein.“ Andreas Fromm, ASFINAG: „Wir werden anhand eines demnächst auszuschreibenden Projektes in der Größe von 33 Mio. EUR unsere Erfahrungen dazu evaluieren“. Wolfgang Gleissner, BIG: „Wir sind auf der Suche nach einem Projekt mit komplexer Aufgabenstellung, um eigene Erfahrungen zum Allianzmodell erstmals sammeln zu können.“ Johann Herdina, TIWAG: „ Für GKI und Kühtai sind die Planungsleistungen aufgrund der eigenen Ressourcen im Haus bereits abgeschlossen, sodass die TIWAG als Bauherr und Planer in den Mehrparteienvertrag hineingeht.“ Markus Lentzler, ECE: „mit einem Mehrparteienvertrag ist das gemeinsame Entwickeln des Projekt Know hows von Vorteil.“ Robert Schedler, FCP: „Viele Planer haben Angst vor Veränderungen. Man sollte jedoch offen sein für neue Herausforderungen und Grundlagen dafür schaffen.“


Für 2021 ist ein Update auf dem Gebiet der partnerschaftlichen Verträge mit Erfahrungen aus Folgeprojekten geplant.